Der Klimawandel ist keine unvorstellbare, imaginäre Problematik der Zukunft. Die direkten Auswirkungen der Klimaveränderung machen sich bereits heute bemerkbar. In der Konsequenz davon werden bestimmte Länder oder Regionen unseres Planeten zunehmend unbewohnbar. Das Phänomen der Umwelt- oder auch Klimamigration beschreibt die menschliche Mobilität im Zusammenhang mit dem Klimawandel und Umweltveränderungen.
Debatte
Bereits im Jahr 1889 wurden klimatische Bedingungen als potentieller Auslöser für Migration angesehen. Ab den 1980er Jahren rückte die Umweltmigration in einen wissenschaftlichen Kontext. Mit dem steigenden Bewusstsein um den Klimawandel kam das Thema schliesslich auch in politischen und institutionellen Kreisen an. Zu Beginn sahen sich in der Debatte Alarmisten Skeptikerinnen gegenüber: Erstere (vor allem Umweltexpertinnen und NGO`s) warnten vor einer unweigerlichen humanitären Katstrophe, die die Klimamigration auslösen würde. Letztere (vor allem Migrationsforschende) sahen eine lediglich indirekte Verbindung zwischen Klimaveränderungen und Migrationsbewegung. Ausserdem betonten sie, dass die umweltbedingte Migration eher innerhalb eines Staates abläuft als grenzübergreifend.
Flucht vs. Migration
Die Begriffe Flucht und Migration können zwar im weiteren Sinnen synonym verwendet werden. In Zusammenhang mit Flucht ist aber häufig von einem Zwang die Rede. Die Migration ist im Vergleich eine eher freiwillige Entscheidung. In welche Kategorie fällt nun das klimabedingte Verlassen der Heimat? Im wissenschaftlichen Diskurs ist allgemein die Ansicht verbreitet, dass Klimaveränderungen sich fast immer nur indirekt auf Migrationsbewegungen auswirken. Ausnahmen sind Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürme, Fluten. Über die Freiwilligkeit bei der Auswanderung aus Gebieten, die an zunehmender Dürre, häufigen Zyklonen oder unfruchtbar werdenden Böden leiden, lässt sich streiten.
Juristischer Aspekt
Laut der Genfer Flüchtlingskonvention ist jene Person ein Flüchtling, die „aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will […]“ Die Genfer Flüchtlingskonvention ist seit 1954 das Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und bildet die Grundlage der heutigen internationalen Flüchtlingspolitik. In dieser Konvention sind Umweltzerstörung und Klimawandel nicht als Fluchtrechtfertigungen festgehalten. Das hängt natürlich damit zusammen, dass die Flüchtlingssituation damals hauptsächlich vor den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs verhandelt wurde. Umweltzerstörung war schlicht kein Thema.
Unsere Verantwortung
Verbreitete Fluchtgründe waren bisher beispielsweise politische Zustände, Armut oder religiöse Verfolgung. Auch diese Faktoren hängen aufgrund der Kolonialgeschichte, der Sklaverei und ungleicher wirtschaftlicher Voraussetzungen mit uns - Bewohnerinnen und Bewohner der westlichen Welt - zusammen. Die Problematik der Umweltmigration klingt vielleicht fremd und weit entfernt, doch wir tragen auch hier eine enorme Mitverantwortung. Der Klimawandel wird grösstenteils von den industrialisierten Ländern in Nordamerika, Westeuropa und Asien angefacht. Die Auswirkungen bzw. Folgen bekommen dann primär die Länder des globalen Südens zu spüren. Deshalb liegt es an uns, diese Herausforderung in Angriff zu nehmen. Einerseits braucht es Massnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken, und ausserdem müssen wir Vorkehrungen für Umweltflüchtlinge treffen. Also für die Menschen, die aufgrund unseres hohen Standards ihre Lebensgrundlage verlieren und genötigt sind, ihre Heimat zu verlassen. Der Klimawandel und seine Folgen sind ein globales Problem. Gemeinsam können wir Lösungen finden.
Quellen und weitere Informationen:
Bundeszentrale für politische Bildung bpb: Umwelt- und Klimamigration
Video: Internationaler Tag der Migration
UNHCR The UN Refugee Agency: Die Genfer Flüchtlingskonvention
Kommentare (0) anzeigenausblenden