Die Feinstaubbelastung in Nordindien hat Höchstwerte erreicht. Bereits seit einigen Jahren hält Neu-Delhi den unschönen Rekord, die Stadt mit der weltweit schlechtesten Luft zu sein. Wie jeden Herbst verschwand die Monopole auch in diesem November in einem gelbbraunen Dunst. So extrem wie in diesem Jahr war es aber noch nie: Die Feinstaubbelastung liegt derzeit rund zwanzigmal höher als der empfohlene Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation. Die Konzentration von Feinstaub mit einer Grösse von PM-2,5 - den kleinsten und schädlichsten Partikeln – liegt bei einem Wert um 400. Werte bis 100 gelten gemäss der WHO noch als akzeptabel.
Einmal mehr
Nach einem eineinhalbjährigen Corona-Lockdown stellt Neu-Delhi den Betrieb an Schulen und Arbeitsplätze erneut ein. Auch Bauaktivitäten und der Verkehr werden stillgelegt. Grund ist diesmal nicht das Virus, sondern die gesundheitliche Bedrohung durch die Luftverschmutzung. Je kleiner die eingeatmeten Feinstaubpartikel, desto tiefer können sie in die Lunge eindringen. Entzündungen der Atemwege und der Lunge, Lungenkrebs, Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf-Systems und eine Reduktion der Lebenserwartung resultieren daraus.
Hauptgrund für die Verschmutzung der Luft sind die Emissionen von Industrie und Verkehr: Dieselmotoren und Industrieanlagen ohne Filter in den Schornsteinen. Im Spätherbst verbrennen ausserdem Bauern um Delhi herum ihre Ernteabfälle. Auch in der Stadt selbst wird - wie überall in Indien - ein Grossteil des Mülls ungefiltert verbrannt. Tausende Brände verpesten die Luft und durch das kühlere, windstille Wetter zeiht der Rauch nicht mehr ab. Der toxische Mix bleibt über dem nordindischen Plateau hängen. Hinzu kommt, dass rund 70% des Stroms in Indien nach wie vor aus Kohlekraftwerken stammt. Daher ist nicht nur in Delhi die Luftverschmutzung ein Problem, auch in umliegenden Städten wie Noida und Gurugram ist die Lage gesundheitlich bedrohlich.
Der grüne Turm
Ein neues Projekt soll nun helfen, die Luft zu reinigen. Vor einem Monat wurde ein etwa 20 Meter hoher Smogturm errichtet, welcher die verschmutzte Luft einsaugt, reinigt und die frische Luft wieder abgibt. Ein kontroverses Unterfangen mit bisher mässigem Erfolg. Rund 240 solcher Türme müssten errichtet werden, um die gesamte Luft der Stadt zu säubern. Der Turm benötigt jedoch selbst viel Strom – und dieser Strom kommt aus einem der zahlreichen Kohlekraftwerke. Experten fordern daher Lösungen von der Regierung, welche das Problem an der Wurzel packen: Weniger Verkehr, mehr Emissionsfilter, ein reformiertes Abfallmanagement und sauberen Strom.
Quellen und weitere Informationen:
NZZ: Delhi erstickt im Smog - Die Schulen schliessen, jetzt droht ein Lockdown wegen schlechter Luft
Kommentare (0) anzeigenausblenden