Flexibles Autofahren – ein Mehrwert für die Umwelt?

Catch a Car ist das erste Unternehmen in der Schweiz, das free-floating Carsharing anbietet. Catch a Car ist das erste Unternehmen in der Schweiz, das free-floating Carsharing anbietet.

Carsharing erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Besonders die Flexibilität des Autoteilens ohne feste Station wird als praktisch empfunden. Doch ist dieses System auch ökologisch?

 

Wie die Mobilität in Zukunft aussehen soll, ist umstritten. Klar ist aber, dass die Schweiz im Automobilverkehr Einiges verändern muss – wir gehören zu den Ländern mit dem höchsten Treibstoffverbrauch. Wie Thomas Weiss vom Bundesamt für Energie gegenüber der Firma Catch a Car erklärte, legen wir pro Tag 65% der durchschnittlich 37 Kilometer mit einem Personenwagen zurück. Der Verkehr macht 32% aller ausgestossenen Treibhausgase sowie 36% des gesamten Energieverbrauchs aus.

Sich ein Auto teilen

Über 1,8 Personenwagen besitzen Schweizer pro Kopf. Dabei sind die Fahrzeuge die meiste Zeit gar nicht in Betrieb, sondern stehen in der Garage oder auf dem Parkplatz. Die anfallenden Kosten für Unterhalt und Versicherungen fallen jedoch auch bei ungenutzten Autos an. Abhilfe dafür schafft das sogenannte Carsharing. Der erste und grösste Anbieter dafür ist Mobility. Ihr Modell: An 1‘500 Standorten in der ganzen Schweiz stehen insgesamt 2‘930 Fahrzeuge bereit, die verwendet werden können. Der Hauptvorteil ist, dass dabei die Unterhaltkosten wegfallen. Man bezahlt nur für die gefahrenen Kilometer. Nachdem das Auto wieder an dem Standort abgestellt worden ist, können es weitere Kunden nutzen. Dadurch ergeben sich viele ökologische Vorteile: Laut Mobility können so gesamthaft 9,5 Millionen Liter Treibstoff und über 22‘000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Die Firma setzt bei ihren Fahrzeugen auf effiziente Motoren und hat auch Elektroautos im Angebot. Ausserdem führe es zu 31‘000 weniger Privatautos im Schweizer Verkehr – ein Mobility-Fahrzeug sei in der Lage, zehn Privatautos zu ersetzen. Zudem werden laut Mobility 46‘500 Parkplätze durch Carsharing frei.

Free-floating Carsharing

Eine weitere Form des Carsharing ist das sogenannte free-floating Carsharing. Dabei gibt es keine festen Stationen, sondern die Fahrzeuge können innerhalb von festgelegten Zonen frei bewegt werden und an einem beliebigen Parkplatz abgestellt werden. Gefunden werden die parkierten Autos dann per App. Das Unternehmen Catch a Car – eine Tochterfirma von Mobility – ist der erste Anbieter von flexiblem Carsharing in der Schweiz. Zurzeit gibt es die Dienste in Genf und Basel. Das Modell wird insbesondere wegen seiner hohen Flexibilität und als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr geschätzt. Auch hier nahm laut einer Studie der ETH der private Fahrzeugbesitz von Carsharing-Nutzern ab; mit entsprechenden Vorteilen für die Umwelt.

Kritik in Deutschland

In anderen Ländern ist das Autoteilen bereits weit verbreitet. Die 2008 in Stuttgart gegründete Firma car2go war die weltweit erste, die free-floating Carsharing anbot. Den Dienst gibt es mittlerweile in verschiedenen Ländern Europas, Amerikas und Asiens.

Eine mehrjährige Studie, die die Nutzung des Angebots in Stuttgart, Köln und Frankfurt untersuchte, kam aber zum Schluss, dass das Carsharing in diesen Städten gar nicht so nachhaltig ist – der Bestand an Personenwagen ging nicht zurück; zusammen mit den geteilten Fahrzeugen stieg der Treibstoffverbrauch sogar teilweise. Die Verantwortlichen der Studie betonen deshalb, dass allein die Einführung des Systems in einer Stadt nicht ausreicht, um ihre Ökobilanz zu verbessern. Sie fordern deshalb dazu auf, dass Privatwagen nicht mehr privilegiert werden sollen, sprich Parkplätze verteuert werden müssen. Ausserdem sollen eine ökologisch sinnvolle Nutzung der Fahrzeuge sowie ÖV und Fahrräder angepriesen werden. Nach wie vor zählt für die Mehrheit der Carsharing-Nutzer vor allem die Flexibilität und Schnelligkeit der Autos. Der ökologische Aspekt tritt dabei in den Hintergrund.

Carsharing, in welcher Form auch immer, ist dennoch ein guter Ansatz. Verbunden mit dem öffentlichen Verkehr und mit dem Einsatz von Elektroautos kann es durchaus eine Chance für die Zukunft sein.

Quellen und weitere Informationen:
Ergebnisse der Deutschen Studie
Catch a Car Webseite

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