Die ökologische Bedeutung von Walen für unsere Ozeane wurde offenbar bis anhin stark unterschätzt. Eine neue Studie der kalifornischen Stanford Universität entdeckte, dass Bartenwale deutlich mehr Nahrung zu sich nehmen als angenommen – bis zu dreimal mehr. Ein einzelner Blauwal frisst demnach bis zu 16 Tonnen Krill pro Tag. Das macht ihn auch für den Klimaschutz noch wichtiger, als bisher bereits angenommen.
Bartenwale
Zu den Bartenwalen (Mysticeti) zählen 15 verschiedene Walarten, darunter der Buckelwal, der Finnwal oder das grösste Tier der Erde, der Blauwal.
Bartenwale filtern durch ihre Bartenplatten – eine Art Sieb in der Mundregion – Nahrung, insbesondere Krill oder Plankton, aus dem Wasser. Die meisten Bartenwale fressen nur während eines Zeitraums von vier oder fünf Monaten im Jahr. Während dieser Zeit begeben sie sich in den Sommermonaten der jeweiligen Erdhalbkugel in die kühleren, nahrungsreicheren Gewässer rund um die Pole der Erde.
Mehr oder weniger
Bereits seit einigen Jahren rätseln Forschende über das sogenannte Krill-Paradox: Der Walfang im 20. Jahrhundert hat die Zahl der Wale drastisch dezimiert. Durch die annähernde Ausrottung im Südpolarmeer wurde ein damit zusammenhängender Rückgang der Krillpopulationen erwartet. Doch nach dem Verschwinden der Meeressäuger stiegen die Populationen ihrer Beutetiere nicht an. Im Gegenteil, die Bestände von Krill brachen ein. Auch die Anzahl an Seevögeln, Raubfischen und anderer Meeressäuger wurde dezimiert. Den Grund für dieses Paradox scheinen Forschende nun herausgefunden zu haben: Die Wal-Fäkalien.
Durch ihre Ausscheidungen tragen Bartenwale zum marinen Nährstoffrecycling bei und düngen das Wasser nahe der Oberfläche mit wichtigen Nährstoffen. Die Walfäkalien enthalten etwa 10 Millionen Mal mehr Eisen als das Südpolarmeer. Jährlich gelangen durch diese Düngung rund 1200 Tonnen Eisen in unsere Ozeane – viel, aber nur ein Bruchteil der vor gut 100 Jahren ausgeschiedenen Menge. Während um 1900 die Population der Blauwale jährlich 167 Millionen Tonnen Krill verzehrte, so waren es 2000, nach Jahren der industriellen Waljagd, nur noch etwa 0,6 Millionen Tonnen. Dadurch nahm der Eisenausstoss aller Bartenwale von 12'000 Tonnen auf etwa 1’200 Tonnen ab. Eisen ist jedoch der wichtigste Nährstoff für Phytoplankton. Diese Algen wiederum bilden die Basis der gesamten Nahrungskette im Meer und dienen unter anderem auch den kleinen Krill-Krebsen als Lebensgrundlage. Der beobachtete Krill-Schwund im 20. Jahrhundert hängt daher mit dem fehlenden Eisendünger und somit mit dem Einbruch der Walpopulationen zusammen. Würden die Walbestände wieder ansteigen, würde auch die Menge an Phytoplankton steigen und dadurch die Menge an CO2, welches aus der Atmosphäre gebunden wird. Denn durch ihre Photosynthese-Aktivität sind Algen mit die wichtigsten CO2-Umsetzer und helfen, den Klimawandel zu bremsen.
Quellen und weitere Informationen:
Nature: Baleen whale prey consumption based on high-resolution foraging measurements
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