Mobiltelefone sind nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Rund 1,8 Milliarden Handys wurden allein im Jahr 2019 weltweit verkauft, darunter ein grosser Anteil Smartphones. Die grosse Zahl erklärt sich dadurch, dass viele Geräte schnell ersetzt werden: Neue Geräte locken mit verbesserter Leistung, ansprechenden Designs und neuartigen Funktionen. Dagegen lassen sich alte Geräte meist nicht aufrüsten und nur schwer reparieren. Dabei belastet die Handy-Produktion die Umwelt, die Arbeitsbedingungen sind häufig schlecht und zuletzt sind die ausgedienten Geräte schwer rezyklierbar.
Kleine Geräte, grosse Umweltlast
Besonders problematisch an Mobiltelefonen ist ihre Produktion. Seltene Erden wie Gold, Silber, Platin, Palladium, Yttrium oder Lithium werden für ihre Bestandteile benötigt, was sie zu einem der ressourcenintensivsten Produkte nach Gewicht macht. Der Abbau dieser Materialien wird meist mit Erdöl betrieben und trägt somit zu hohen CO2-Emissionen bei. Darüber hinaus sind die sozialen Auswirkungen — insbesondere im Hinblick auf die Menschenrechte — in diesem Prozess oft ein grosses Problem. Eine weitere Umweltfolge ergibt sich aus dem Herstellungsprozess. Die meisten elektronischen Geräte werden in China hergestellt, wo Kohle immer noch eine dominierende Energiequelle ist, was zu noch mehr Emissionen führt.
Jeder will das neueste, beste, dünnste und schlauste Handy haben, und das führt zu einer kürzeren Lebensdauer unserer Geräte. Einerseits werden noch funktionsfähige Telefone ausgetauscht oder weggeworfen, andererseits entwerfen die meisten Technologieunternehmen sie nicht so, dass sie langlebig oder leicht zu reparieren wären. Da nur sehr wenige davon gesammelt und ordnungsgemäss recycelt werden, wächst die Menge des Elektroschrotts. Derzeit fallen weltweit jährlich rund 50 Millionen Tonnen Elektroschrott an — davon werden weniger als 20% fachgerecht recycelt. Die Verschmutzung durch die gefährlichen Materialien und Metalle beeinträchtigt die lokale Umwelt und die Gesundheit der Menschen.
Smart, ethisch, nachhaltig
Einzelne Unternehmen versuchen bereits, möglichst umweltfreundliche, sozialverträgliche und ressourcenschonende Handys anzubieten. Wir stellen hier drei Marken vor.
Fairphone 3+: Das Fairphone 3+ ist die neuste Edition der gut bekannten Marke Fairphone. Fairphone ist ein Unternehmen aus den Niederlanden, das aus einer Aufklärungskampagne über Ressourcen aus Konfliktgebieten entstanden ist. Es produziert Smartphones unter Berücksichtigung der Müllvermeidung durch lange Haltbarkeit sowie Reparatur- und Recyclingmöglichkeiten, verwendet konfliktfreie Rohstoffe aus geprüften Minen, und achtet auf faire Produktionsbedingungen in den Fabriken. Laut The Ethical Consumer ist Fairphone der Spitzenreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Ethik in seinem Geschäftsfeld.
Das neuste und „bisher nachhaltigste Smartphone“ des Unternehmens ist über den offiziellen Online-Shop für 469€ erhältlich. Sein Gehäuse besteht zu 40% aus Recycling-Plastik, welches nicht nur leichter zu verarbeiten ist, sondern auch weniger Energie und Rohstoffe verbraucht als ein Glas- oder Aluminiumgehäuse. Das Gehäuse ist weiterhin so konstruiert, dass man den Rückendeckel einfach abnehmen kann. Darunter zeigt sich der modulare Aufbau des Fairphone 3+: Es besteht aus sieben einzelnen Modulen, die mit einem gewöhnlichen Kreuzschlitzschraubendreher entfernt und ausgetauscht werden können. Sämtliche Module können einzeln für 35€ bis 90€ bestellt und nach Bedarf ersetzt werden. Wer das Vorgängermodell Fairphone 3 bereits besitzt, kann es mittels zweier Austauschmodule ganz einfach auf den Stand des Fairphone 3+ bringen. So kann das Handy mit der Entwicklung mitwachsen, ohne dass das ganze Gerät ausgetauscht werden muss.
Standardmässig werden die Fairphones 3 und 3+ mit den Betriebssystem Android 10 oder der Open-Source-Alternative /e/OS ausgeliefert.
SHIFT6m und SHIFT6mq: Bei den neusten Modellen der deutschen Marke Shiftphones stehen lange Lebensdauer und Reparierbarkeit im Vordergrund. Wie beim Fairphone können auch Laien bei Defekten selbst Hand anlegen, denn im Inneren der Handys ist alles modular aufgebaut und einfach auszutauschen. Bei der Reparatur helfen Erklärvideos, die Schritt für Schritt erläutern, wie das Gerät geöffnet und bestimmte Module ausgewechselt werden sollten. Über diesen Eingriff gehen die Garantieleistungen nicht verloren. Zwecks Müllvermeidung können Endverbraucher defekte Geräte an das Unternehmen zurückschicken, um eine fachgerechte Entsorgung oder eine Weiterverwendung sicherzustellen. Zudem besteht für die Kunden über eine Upgrade-Option die Möglichkeit, kostengünstig zu jeder Zeit und in jedem Gerätezustand auf ein anderes Shiftphone zu wechseln. Auch hier geht es dem Unternehmen darum, ungenutzte Geräte wieder in den Kreislauf zu integrieren. Zurückgegebene Shiftphones werden aufgearbeitet, gebraucht verkauft oder an Hilfsprojekte weitergegeben.
Das SHIFT6m kann man für 555€ über den offiziellen Online-Shop bestellen. Das Schwestermodell SHIFT6mq kostet zwar mehr, bietet aber unter anderem ein neueres Android-Betriebsystem, ein verbessertes Display, mehr Speicherplatz und eine leistungsfähigere Kamera.
Teracube 2e: Diese Smartphone-Linie ging aus einer Kampagne auf der Crowdfunding-Seite Indiegogo hervor. Teracube ist ein Android-Smartphone mit einer vierjährigen Reparaturgarantie. Das Smartphone ist leicht selber reparierbar, denn die Einzelteile sind allesamt verschraubt. Wer das Smartphone nicht selber reparieren möchte, kann die vierjährige Garantie in Anspruch nehmen: Besitzer des Teracube 2e können ihr Smartphone einschicken und für einen festen Betrag von 39$ reparieren lassen. Die Kosten beinhalten ebenfalls den Versand des Gerätes. Derzeit ist diese Garantieleistung jedoch nur in den USA, Kanada, Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden, Polen und Singapur verfügbar. Mit nur 200$ ist Teracube 2e aber das günstigste Modell in dieser Liste.
Trotz der umweltbewussten Ausrichtung des Geschäftsplans war das erste Modell der Linie selbst nicht besonders umweltfreundlich. Das ändert sich jedoch mit der zweiten Version des Smartphones. Dieses soll zu 25% aus Recycling-Kunststoff bestehen. Zudem wird eine Schutzhülle aus biologisch abbaubarem Material mitgeliefert. Derzeit befindet sich das Teracube 2e noch in Produktion. Die ersten Exemplare sollen noch in diesem Monat an die Kunden versandt werden.
Quellen und weitere Informationen:
Statista: Number of smartphone users worldwide
World Economic Forum: Recycling von Elektroschrott
Ethical Consumer: Mobile Phones
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