Als wichtigstes Lebensmittel nimmt das Wasser einen prioritären Rang ein. Nebst dem Wasser, welches wir trinkend zu uns nehmen, konsumieren wir auch über feste Nahrungsmittel wie Gemüse und Fleisch Wasser. Die Initiative will auf den Umgang mit dieser kostbaren Ressource aufmerksam machen. Die Landwirtschaft trägt hierbei eine Schlüsselrolle. Denn auf den Böden ebendieser Landwirtschaft entsteht durch die Versickerung des Regens unser Trinkwasser.
Die Initiierenden möchten hier nicht untätig zusehen und schlagen folgenden neuen Grundsatz-Artikel im Gewässerschutzgesetz vor:
Art. 6, Grundsatz
Es ist untersagt, Stoffe, die Wasser verunreinigen können, mittelbar oder unmittelbar in ein Gewässer einzubringen oder sie versickern zu lassen.
Schlüsselrolle der Landwirtschaft
Die industrialisierte Landwirtschaft belastet die Böden durch Stoffe wie Nitrat, Pestizide (inklusive ihrer Abbauprodukte) oder auch mit Rückständen von Medikamenten in Mist und Gülle. Mit dem Regen dringen solche Substanzen ungefiltert bis ins Grundwasser vor und beeinträchtigen damit die Qualität unseres Trinkwassers. Somit hat die Art, mit welcher wir Landwirtschaft betreiben, einen entscheidenden Einfluss auf die Sauberkeit unseres Trinkwassers.
Die übermässige Versorgung der Pflanzen unter anderem mit Stickstoffen (in Form von Nitrat oder Ammonium) trägt zur Verschmutzung des Grundwassers in der Schweiz bei. Beim Pflanzenschutzmittel ist die Schweiz gar eine Spitzenreiterin mit über 2000 Tonnen versprühtem Mittel jährlich. Dabei fallen 85-90% der Pestizide in der Landwirtschaft an. Die Pestizide töten nicht nur Schädlinge, sondern auch nützliche Kleinstlebewesen, Bienen sowie andere Insekten und Pflanzen, die für die Bodenqualität, die Biodiversität und die Umwelt von grosser Bedeutung sind. Ein intakter und belebter Boden stellt sich als wirksamster Wasserfilter heraus und kann dieser Funktion bei grösseren Mengen an Giften nicht mehr nachkommen. Nur noch mikrige 5% im Wiesland der tieferen Lagen weist eine reiche botanische Artenvielfalt vor. Bezüglich der Fauna sind es 2%.
Zur Unterstützung der Biodiversität fordert die Initiative, dass nur noch Betriebe subventioniert werden, die die Biodiversität erhalten.
An vielen Orten werden die gesetzlichen Anforderungswerte für Pestizide regelmässig überschritten. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt traten an 57% der Messstellen Spuren von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen und/oder Pflanzenschutzmittel-Abbauprodukten im Grundwasser auf. In intensiv ackerbaulich genutzten Gebieten liegen die Konzentrationen gar an 70% der Messstellen über dem Anforderungswert der GSchV von 0.1 μg/l.
Die Initiative fordert, dass nur noch Betriebe Subventionen erhalten, die pestizidfrei produzieren.
Ein weitere Ursache der Trinkwasser-Verunreinigung sind Medikamenten-Rückstände aus Mist und Gülle. 23 Millionen Tonnen Gülle und Mist werden in der Schweiz jährlich produziert. Grund für das grosse Missverhältnis zwischen produzierter Gülle und der dafür vorhandene Landwirtschaftsfläche sind die stark überhöhten Nutztierbestände. Eine wichtige Rolle kommt hier dem Import von Futtermitteln zu, welcher sich seit 1996 mehr als vervierfacht hat. Die Folgen von dieser globalen Entwicklung sind verheerend, wie in unserem Artikel "Wachsende Sojaproduktion für die Welt? Nein, Soja will die Welt." nachzulesen ist. Diese Aspekte berücksichtigt die Initiative, indem sie eine Forderung stellt:
Nur noch Betriebe die einen Tierbestand halten, der sich nach dem auf dem Betrieb produzierten Futter richtet, sollen Subventionen erhalten.
Nahrungsmittelproduktion würde stark eingeschränkt
An vorderster Front gegen die Initiative kämpft der Schweizer Bauernverband. In der Medienmitteilung zur Lancierung der Initiative stellt der Verband zwar nicht in Frage, dass sauberes Wasser auch ein essentieller Bestandteil für die Landwirtschaft sei. Nichtsdestotrotz lehnt er die Initiative ab, da mit ihrer Umsetzung die inländische Nahrungsmittelversorgung gefährdet würde. Infolge würde die Abhängigkeit von Lebensmittel-Importen erhöht.
Ausserdem widerspricht der Bauernverband den Initiierenden bei den Subventionen für den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz: Er weist darauf hin, dass der Antibiotika-Einsatz in der Schweiz längst verboten ist. Zudem würde der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nur über den Beitrag für die Direktsaat finanziell unterstützt und der Verzicht mit Anreizsystemen belohnt.
Beim Gewässerschutz verweist der Bauernverband auf einen Bericht des Bundesamts für Umwelt (2017), wo die Wasserqualität als grundsätzlich gut eingeschätzt wird. Er arbeite hingegen beim Aktionsplan Pflanzenschutz des Bundes und der nationalen Antibiotikaresistenzen aktiv mit.
Sauberes Wasser ist keine Selbstverständlichkeit
In der Schweiz haben wir qualitativ gutes Trinkwasser. Nichtsdestotrotz geht von diversen Mitteln und Giften aus der Landwirtschaft eine Gefahr aus und die Statistik über die Entwicklung von ausschlaggebenden Faktoren wie der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, der Produktion von Gülle und Mist oder der Biodiversität sieht besorgniserregend aus. Deshalb wirkt diese Initiative auch sensibilisierend betreffs dieses zentralen Themas der Lebensmittelversorgung. Die Initiative wurde anfangs 2018 eingereicht und ist für die Abstimmung pendent.
Quellen und weitere Informationen:
Verein Sauberes Wasser für alle
Medienmitteilung Schweizer Bauernverband
Bundesamt für Statistik - Pflanzenschutzmittel im Grundwasser
SRF - Mythos Ernährungssicherheit
Schweizer Biodiversität im Wiesland der tieferen Lagen: Andreas Bosshard "Das Naturwiesland der Schweiz und Mitteleuropas"
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