Der größte Teil des Mikroplastiks in den Ozeanen stammt von Autoreifen. Der größte Teil des Mikroplastiks in den Ozeanen stammt von Autoreifen.

Auto- und Fahrradreifen aus Löwenzahn? Das geht!

Lastwagen, PKWs, Motorräder, Fahrräder und auch elektronische Trottinett: All diese Fahrzeuge haben Reifen aus Gummi – hergestellt aus Kautschuk. Die Gewinnung dieses natürlichen Rohstoffs belastet jedoch die Umwelt. Drei Forschende aus Deutschland - Carla Recker, Dirk Prüfer und Christian Schulze Gronover - arbeiten deshalb derzeit an der Herstellung von Auto- und Fahrradreifen aus Löwenzahn-Kautschuk. In der Folge möchte das Trio eine nachhaltige Alternative zu den herkömmlichen Pneus aus Gummi anbieten.

Der ökologische Reifenabdruck

Rund 40% des weltweit eingesetzten Gummis basiert auf Naturkautschuk, der Rest auf synthetischen Erdölprodukten. Der grösste Teil des Gummis, etwa 75%, wird für Autoreifen verwendet. Die Gewinnung des Kautschuks aus dem Kautschukbaum hat zwar entscheidende Vorteile gegenüber der künstlichen Alternative – er ist elastischer und belastbarer – nachhaltig ist er aber nicht. Die Rodung von südostasiatischen Regenwäldern, die Kultivierung in Monokulturen, der Einsatz verschiedenster Pestizide sowie allerlei schädliche soziale Auswirkungen belasten den ökologischen Fussabdruck des Gummis.

Der Löwenzahn gibt Gas

Aus Russischem Löwenzahn – eine Pflanze, welche in unseren Gärten ein unwillkommener Gast ist – lassen sich auf ökologisch verträgliche Weise Materialien gewinnen, welche in ihren Eigenschaften dem Kautschuk ähnlich sind. Erste Fahrradreifen aus dem Löwenzahn-Kautschuk sind bereits erhältlich. Drei Wissenschaftler aus Deutschland erforschen nun, inwiefern eine konkurrenzfähige Produktion möglich ist: Vom Anbau über die Ernte und Zucht des Löwenzahns bis zur Extraktion des Kautschuks – welche mittels mechanischer Bearbeitung erfolgt – und der Herstellung der Pneus. Besonders die Eigenschaften der Reifen sind wichtig: Ein optimales Gleichgewicht zwischen Abrieb, Bremswirkung und Widerstand muss gefunden werden. Denn durch den Abrieb gelangen jährlich tonnenweise Kunststoffe in die Umwelt - als Mikroplastik in Gewässer, aber auch als Feinstaubbelastung in die Luft.
Derzeit gibt es nur wenige Landwirte, welche Löwenzahn anbauen. Viele müssen sich erst an den Gedanken gewöhnen, ein Unkraut zu säen. Pro Hektar Löwenzahn könnte jedoch rund eine Tonne Kautschuk geerntet werden – ein vergleichbarer Ertrag wie in den Tropen – sofern es sich um gezüchtete Pflanzen handelt. In Wildform hat der Russische Löwenzahn einen Kautschukanteil von knapp 2%, gezüchtet kann dieser um bis zu 20% gesteigert werden.
So einiges an dieser Alternative ist noch Zukunftsmusik; auch zu ihrer Nachhaltigkeit muss man noch genauer über die Bücher. Dass wir aber schliesslich auf Unkraut-Reifen durch die Gegend kurven, ist nicht unwahrscheinlich.

 

Quellen und weitere Informationen:
Deutscher Zukunftspreis: Nachhaltige Reifen durch Löwenzahn
WWF: Naturkautschuk

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