Ratgeber: Biologischer Pflanzenschutz für den Heimgarten

Dank biologischem Pflanzenschutz fühlen sich auch Nützlinge im Garten wohl Dank biologischem Pflanzenschutz fühlen sich auch Nützlinge im Garten wohl

Schädlinge und Pilze schwächen die sorgsam gepflegten Pflanzen und können Verheerungen im Garten anrichten. Statt mit umweltschädlicher Chemie lassen sie sich günstig und wirkungsvoll mit natürlichen Mitteln bekämpfen.

Haben Ihre sorgsam aufgezogenen Gemüse- oder Zierpflanzen gerade mit Schädlingen oder Krankheiten zu kämpfen? Anstatt zu chemischen Insektiziden und Fungiziden aus dem Gartenmarkt zu greifen, die der Umwelt schaden, können Sie biologische Pflanzenschutzmittel und -methoden mit relativ wenig Aufwand im eigenen Garten, auf dem Balkon und in der Wohnung anwenden. Wir verraten Ihnen in diesem Ratgeber einige Tipps für einen gesunden und biologischen Garten.


Pflanzen stärken

Um einem Befall mit Schädlingen und Krankheiten möglichst vorzubeugen, ist es wichtig, die Pflanzen gesund und munter zu halten. Denn sie verfügen oft selbst über geeignete Abwehrmechanismen, um etwa Pilzinfektionen zu überstehen. Um sie dabei zu unterstützen, hilft ein selbst gemachter Dünger aus drei Wildpflanzen: Dem Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense), der reich an zellstärkender Kieselsäureist ist. Beinwell (Symphytum officinale), welcher viel Kalium, Phosphor und Stickstoff enthält — wichtige Nährstoffe für alle Pflanzen. Sowie Brennnessel (Urtica), die Stickstoff, Eisen, Kalium, Kalzium und Kieselsäure enthält. Zur Herstellung der Jauche insgesamt 1 Kilogramm (je ein Drittel) klein geschnittener frischer Blätter der genannten Pflanzen mit 10 Liter Wasser (am besten Regenwasser) in einem Kübel vermischen. Deckel drauf und 2 bis 3 Wochen an einem sonnigen Ort ziehen lassen. Täglich etwas umrühren. Die Jauche ist fertig, wenn sie stark zu riechen beginnt. Zur Anwendung die Mischung im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnen und alle 2 Wochen um die Pflanzen ausbringen.


Auf das Zusammenspiel kommt es an

Die Symbiose von Kräutern und Gemüse hält unerwünschte Tierchen fern und reduziert den Pilzbefall. Basilikum in der Nähe von Tomaten, Gurken und Kohl gepflanzt hilft gegen Mehltau und die Weisse Fliege. Eine Lavendeleinfassung der Beete hält viele Schädlinge fern und bietet bestäubenden Insekten Nahrung. Erdbeeren profitieren von der benachbarten Pflanzung von Knoblauch, der dem Grauschimmel vorbeugt.


Frühzeitig Hand anlegen

Werden die Pflanzen dennoch von Schädlingen befallen, verhindert das frühzeitige Absammeln deren Vermehrung und beugt so grösseren Schäden vor. Sinnvoll ist zum Beispiel, Kohlpflanzen von Raupen des Kohlweisslings und Kartoffelpflanzen von Kartoffelkäfern zu befreien. Blattläuse können einfach mit den Fingern von den Pflanzen abgestreift werden.
Sind Pflanzen von Krankheiten befallen, dämmt das Abschneiden der befallenen Pflanzenteile die Krankheit oft erfolgreich ein. Die kranken Blätter, Triebe, Äste oder die ganze Pflanze sollten dabei nicht in den Kompost, sondern in den Abfall zur Verbrennung gegeben werden, um eine weitere Verbreitung der Krankheit zu verhindern. Zudem sollte die Gartenschere nach dem Gebrauch desinfiziert werden.


Schutzmittel selbst herstellen

Wenn man von Hand nicht mehr nachkommt, kann man ganz einfach Mittel zur Schädlingsbekämpfung zu Hause herstellen. Jauchen, Brühen, Kaltwasserauszüge und Tees sind schnell wirksam und ungiftig, vertreiben Schädlinge und stärken die Abwehrkräfte der Pflanzen. Zudem sind sie für das zum Verzehr vorgesehene Gemüse und Obst besser geeignet als die chemische Keule.

Die Wirkung von Pflanzenextrakten beruht auf der Fähigkeit vieler Pflanzen, selbst Abwehrstoffe zum Schutz vor Insekten, Pilzen und anderen Organismen herzustellen. Zu den sehr wirksamen Abwehrstoffen gehört etwa Koffein. Ein normal starker, im Verhältnis 1:1 mit Wasser verdünnter Kaffee wirkt gut gegen Trauermücken an Zimmerpflanzen, denn das enthaltene Koffein ist für die im Topfballen lebenden Larven giftig. Dieselbe Kaffeelösung kann man mit einem Zerstäuber zur Bekämpfung von Blattläusen einsetzen.

Auch Bitterstoffe, Gerbsäuren und stark riechende ätherische Öle verderben vielen "Pflanzenfeinden" den Appetit. Aus Pflanzen wie Wermut, Rainfarn, Schachtelhalm, Brennnesseln oder Zwiebeln kann man Tees aufbrühen, die gegen akuten Schädlingsbefall helfen. Wermut wirkt zur Abwehr von Ameisen, Läusen und Raupen, Brennnessel gegen Blattläuse. Rainfarn und Zwiebeln kommen gegen verschiedene Milbenarten sowie Pilzerkrankungen wie Rost und Mehltau zum Einsatz. Schachtelhalm hilft noch zusätzlich gegen Schorf und Blattflecken. Dazu lässt man die Wirkpflanzen 15 Minuten im heissen Wasser ziehen. Den abgekühlten Tee bringt man anschliessend unverdünnt mit einer Sprühflasche auf die befallene Pflanze auf.


Kleine und grosse Helfer

Einer der grössten Vorteile biologischer Pflanzenschutzmittel ist, dass man Nützlingen eine Chance gibt, sich im Garten anzusiedeln. Diese tierischen Helfer bestäuben Pflanzen und bekämpfen unerwünschte Gäste. Marienkäfer zum Beispiel sind nicht nur Glücksbringer, sondern auch nimmersatte Blattlaus-Vertilger. Daneben machen sie sich auch über Schildläuse und Spinnmilben her. Auch die Larven der Florfliegen machen sich mit Vorliebe über Blattläuse her. Die nachtaktiven Laufkäfer bekommt man zwar selten zu Gesicht, doch sie sind fleissige Helfer gegen Drahtwürmer, Läuse, Milben, Schneckeneier und Kartoffelkäferlarven. Auch grössere Tiere wie Igel, Spitzmäuse, Vögel, Blindschleichen und Kröten sind willkommene Gäste, denn sie ernähren sich von den hartnäckigen Nacktschnecken. Bei gravierendem Schneckenbefall kann man Laufenten mieten, die mit den hungrigen Gartenbewohnern kurzen Prozess machen. Bei diesen Vögeln stehen Spanische Wegschnecken und deren Eier zuoberst auf dem Menüplan.


Mechanische Massnahmen

Mechanische Massnahmen helfen besonders gegen grössere Schädlinge im Garten. Durch feine Netze oder Vliese, die mit Drahtbögen hochgehalten werden, kann man Gemüsebeete vor unliebsamem Insektenbesuch schützen. Schneckenzäune können das Eindringen der hungrigen Weichtiere verhindern. Um die Stengel von Kohlpflanzen gelegte Kohlkragen verhindern die Eiablage der Kohlfliegen. Vorsicht aber bei Leimringen! Mit Leim versehene Fanggürtel, die zur Bekämpfung des Frostspanners an Baumstämmen angebracht werden, sind zwar wirkungsvoll, aber auch tödlich für viele Nützlinge, sogar für Vögel.


Quellen und weitere Informationen:
Gesundes Haus: Eine Liste an Pflanzen zur Herstellung von natürlichen Pflanzenschutzmittel
Schweizer Garten: Natürlicher Pflanzenschutz
Schweizer Garten: Nützlinge im Garten
Rent en Ent
Amelie’s Laufentenverleih

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