SOS – Der Mensch und die Insekten

90% aller Pflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. 90% aller Pflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.

Unsere Insekten sterben. Innerhalb der letzten dreissig Jahren ist der Insektenbestand um 75% zurückgegangen. Dagegen unternommen wird nur wenig.

In den vergangenen Jahrzehnten konnte – und kann immer noch – ein dramatisches Insektensterben gemessen und beobachtet werden. Obwohl die kleinen Sechsbeiner unverzichtbar für unsere Ökosysteme sind, da beispielsweise 90% aller Pflanzen und 60% aller heimischen Vögel existentiell von ihnen abhängen, wird nur wenig gegen das leise Massensterben unternommen. Die Probleme sind vielseitig:

·       Insektizide: In der konventionellen Landwirtschaft sowie im Obst- und Gemüsebau und in vielen privaten Gärten werden Insektenvernichtungsmittel eingesetzt, um Schädlinge zu bekämpfen. Diese chemischen Mittel treffen jedoch nicht nur die Insekten, welche wir als Schädlinge definieren, sondern auch viele andere, wie beispielsweise Bestäuber.

·       Cocktaileffekt: Insekten nehmen nicht nur Insektizide auf, sondern auch andere Schadstoffe aus dem Verkehr, der Landwirtschaft oder der Industrie. Dieser Chemiecocktail sammelt sich in der Luft, im Wasser, im Boden und auch in Pflanzen an. Seine Auswirkungen auf die Insekten spielen bei der politischen Zulassung von Treibstoffen oder Pestiziden jedoch selten eine Rolle.

·       Landschaft: Blühpflanzen werden immer öfters durch Getreide- und Maismonokulturen ersetzt. Besonders Bestäuber - aber auch Insekten, welche als Larven auf bestimmte Pflanzen angewiesen sind - leiden darunter. In solchen monotonen Agrar- und Siedlungslandschaften finden Insekten kaum mehr Nahrung, Winterquartiere oder Nistplätze.

·       Zerschneidung von Lebensräumen: Nicht nur die Zerstörung von Lebensräumen, sondern auch ihre Zerschneidung hat fatale Folgen für die Sechsbeiner. Die Artenvielfalt funktioniert nur als Netzwerk. Strassen oder Industrieanlagen, die die Populationen und Ökosysteme voneinander trennen, verkleinern den Genpool von Tieren, was zu einer sinkenden Anpassungsfähigkeit führen kann.

·       Klimawandel: Die globale Erwärmung führt dazu, dass viele Pflanzen früher blühen als noch vor einigen Jahren. Dadurch wird der über Jahrhunderte eingespielte Rhythmus von Pflanzen und Insekten durcheinandergebracht. Lange, trockene Winter stressen die Krabbler zusätzlich.

·       Lichtverschmutzung: Insbesondere nachtaktive Insekten verlieren durch Strassenbeleuchtungen oder blinkende Werbetafeln ihre Orientierung und werden dadurch leichte Beute für Fressfeinde. Ausserdem wird ihr Energieverbrauch gesteigert, was den Fortpflanzungserfolg hemmt.

Die Liste der Bedrohungen, welche hauptsächlich vom Menschen ausgehen, ist lang. Viele Faktoren spielen gleichzeitig und auf verschiedenen Ebenen. Eine einzige einfache Massnahme, um das Insektensterben aufzuhalten, gibt es daher nicht – was jedoch die aktuelle Untätigkeit vieler Regierungen nicht rechtfertigt. Während Naturschutzorganisationen und Umweltverbände bereits seit einiger Zeit für den Erhalt der Insekten kämpfen, gibt es kaum staatliche Regulierungen, welche sie dabei unterstützen.

Auch die Honigbiene

Die obengenannten ökologischen Probleme machen auch der Honigbiene zu schaffen. In Deutschland ist die Zahl der Bienenvölker seit 1952 von 2,5 Millionen auf weniger als eine Million zurückgegangen. Als Nutztier hat die Honigbiene immerhin den Vorteil, dass aktiv etwas für ihren Schutz und ihre Vermehrung unternommen wird. Gleichzeitig kommen dadurch jedoch andere Probleme hinzu.

·       Varroamilbe: Die Varroa destructor ist eine um die 2mm grosse Milbe, welche Bienenstöcke befällt und den Arbeiterinnen das Blut absaugt. Die Milbe stammt ursprünglich aus Asien und wurde in den 1960er Jahren in Osteuropa eingeschleppt. Mittlerweile hat sie sich weltweit verbreitet. Während die asiatische Honigbiene resistenter gegen die Milbe ist, sind unsere westlichen Honigbienen besonders anfällig.

·       Überzüchtung: Um gegen Umweltstress und Krankheiten zu bestehen, bräuchte es widerstands- und anpassungsfähige Honigbienen. Die Bienenzucht ist jedoch hauptsächlich auf die Produktionsmenge von Honig ausgerichtet und nicht auf die Resistenz der Tiere.

Doch nicht nur unseren Honigbienen geht es schlecht. Auch die Wildbienen sind bedroht. Da sie bedeutend bessere Bestäuber sind – denn sie bestäuben effizienter, früher, länger und bis in höhere Lagen - als ihre domestizierten Artgenossinnen, ist ihr Rückgang umso dramatischer.

Was Sie gegen das Insektensterben machen können:

- Das Pflegen von Blumen auf dem Balkon oder von insektenfreundlichen Pflanzen im Garten bietet den Sechsbeinern nicht nur Nahrung, sondern auch Verstecke und Nistplätze. Geeignet sind unter anderem: Schneeglöckchen, Krokus, Löwenzahn, Klee, Wegwarte, Sonnenblume, Kornblume, Ringelblume, Glockenblume, Küchenkräuter sowie Beerensträucher und Obstbäume. Auch viele Nutzpflanzen sind wichtige Quellen von Nektar und Pollen: Zucchini, Kürbis und Gurken

- Eine insektenfreundliche Landschaftspflege hilft den Krabbler in allen Bereichen: Ob als Versteck vor Fressfeinden, als Winterquartier, zum Nisten oder als Futter. Ein Garten sollte daher möglichst wenig versiegelte Flächen haben und über Asthaufen, Trockenmauern oder wilde Ecken verfügen, welche möglichst selten gemäht werden.

- Auf Chemikalien für die Unkraut- oder Schädlingsbekämpfung sollte grundsätzlich verzichtet werden. Jäten, gut angepasste Pflanzenarten oder Förderung von Nützlingen wie dem Marienkäfer, Igeln, Erdkröten und Vögeln sind hier gute Alternativen.

- Die Biodiversität und die Artenvielfalt und somit auch das Insektensterben kann auch durch den Konsum positiv beeinflusst werden. Einheimische Ökoprodukte sind daher konventionell produzierten Lebensmittel vorzuziehen.  

- Was ist besser als ein insektenfreundlicher Garten? Genau, zwei! Sensibilisieren Sie auch ihre Nachbarn und Verwandten.

 

Quellen und weitere Informationen:
Peta: Insektensterben: Fakten, Gründe – und was wir tun können
Wildbee: Immer weniger Bienen

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