Vor allem in Asien, Südamerika, Afrika und Australien gehören die rund 2000 essbaren Insektenarten auf den Speiseplan. In der Schweiz, Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern sind die Krabbler jedoch - noch - unüblich auf den Tellern. In Anbetracht der gravierenden Umweltprobleme, welche von der Fleischproduktion ausgehen, wäre eine Ernährung mit Insekten jedoch nur vorteilhaft.
Würmer, Grillen und Heuschrecken als Vorspeise
Die Schweiz bewilligte als erstes Land in Europa Insekten als Lebensmittel. Seit dem 1. Mai 2017 sind Mehlwürmer, Grillen und Heuschrecken zum Verzehr zugelassen. Verschiedenste Produkte sind seither in unseren Läden erhältlich: Vom Burger über Gebäck, Riegel und Snacks bis zu Döner und Pralinen reicht die Vielfalt. Auffallend ist, dass sich besonders verarbeitete Artikel, bei welchen das Insekt nicht mehr als solches erkennbar ist, etabliert haben.
Dass unsere Kultur nun etwas Ungewohntes verspeist, ist angesichts der Vorteile, die eine insektenbasierte Ernährung mit sich bringt, nur vernünftig. Egal ob gegrillt, frittiert oder verarbeitet, Insekten sind nährstoffreich und enthalten wie Fisch und Fleisch viele Proteine, Eiweisse, ungesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen und Zink. Ausserdem können die Krabbler ressourcenschonend gezüchtet werden. Ihr ökologischer Fussabdruck ist gemäss der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Uno (FAO) deutlich geringer, als es beim Fleisch der Fall ist. Zwar benötigt die Aufzucht und Haltung stabile Temperaturen und daher ein optimales Belüftungs- und Klimatisierungssystem, im Gegensatz zu Vieh verbrauchen Insekten jedoch deutlich weniger Ressourcen – Futter und Wasser - und müssen auch nicht gemästet werden. Hinzu kommt der grosse Ertrag: 80% des einzelnen Insekts sind zum Verzehr geeignet, während es beim Rind und Lamm nur 40 – 50% sind. Des Weiteren würde die Insektenindustrie deutlich weniger Platz erfordern, als es die Fleischindustrie heute tut. Würde die Hälfte des Fleischkonsums durch Insekten ersetzt, könnten die benötigten Farmflächen weltweit um einen Drittel reduziert werden.
Christian Bärtsch, Geschäftsführer von Essento – ein Zürcher Start-Up Unternehmen das Insekten züchtet und daraus verschiedenste Produkte herstellt - meint: „Insekten tragen zur Nahrungsvielfalt bei. Wir sind überzeugt, dass die positiven Aspekte, welche die Insekten mitbringen, für sich sprechen. Dass wir unser Ernährungsverhalten anpassen müssen, steht jedoch ausser Diskussion».
Für den Menschen, aber nicht fürs Tier
Obwohl für den Menschen erlaubt, dürfen in der Schweiz und in Deutschland keine Insekten an Nutztiere verfüttert werden. Grund für diese vielleicht etwas verwunderliche Tatsache sind unter anderem politische Gegebenheiten. Während die Schweiz in der Gestaltung des Lebensmittelrechts über eine gewisse Autonomie verfügt, ist sie beim Viehfutter durch bilaterale Verträge an die Gesetzgebung der EU gebunden. In der EU und so auch in der Schweiz ist momentan einzig Insektenmehl für die Fischfütterung in der Aquakultur zugelassen. Auch lebende Insekten dürfen an Fische, aber auch an Schweine und Hühner verfüttert werden. Eine weitere Ausnahme gilt für Futter für Haustiere wie Hunde, Katzen oder Reptilien.
Für eine Umstellung von Fleisch oder Tierfutter auf Insekten braucht es daher nicht nur ein Umdenken in unserer Bevölkerung, sondern auch den politischen Fortschritt in der Europäischen Union. Der Nutzen würde nicht nur unserem Klima zugutekommen, sondern könnten auch eine Lösung für den Welthunger darstellen.
Quellen und weitere Informationen:
Schweizer Bauer: Insekten als Lebensmittel: 1 Jahr später
Blv: Insekten als Lebensmittel
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