In unserer Artikelserie „Einmal um die Welt“ wollen wir die Herstellung unserer Kleidungsstücke zurückverfolgen und aufzeigen welche einzelnen Schritte hinter der fertigen Ware stecken. Zuerst haben wir uns also mit den verschiedenen Rohstoffen befasst. Fazit dazu: nur gewisse Labels und Bio-produktionen kann man mit gutem Gewissen tragen. Die meisten Rohstoffe für die günstigen Kleider werden auf Kosten der Tiere, der Umwelt und der Menschen produziert.
Nun ist die Reise allerdings noch lange nicht vorbei. All die Fasern und Garne müssen zu einem Stück zusammengefügt werden. Dazu legen wir das Augenmerk auf die in Usbekistan geerntete Baumwolle, die ganze 4500km weit transportiert wird, um in Indien weiterverarbeitet zu werden.
Spinnen und Weben
Um ein fertiges Stoffstück zu erhalten, müssen diese Baumwollfasern zuerst zu Garnen zusammengesponnen werden. Nachdem das Garn die gewünschte Dicke erreicht hat, wird es mit vielen anderen zu einem Stoff verwoben. Heute laufen beide dieser Verfahren automatisiert ab. In riesigen Fabriken werden beinahe 24 Stunden am Tag Maschinen betrieben und Stoffe produziert.
Günstige Kleidung - trotzdem hoher Preis
Kaufen wir das fertige T-Shirt oder die Jeans für 20 Franken, freuen wir uns: Wir haben nur wenig ausgegeben und besitzen viel. Allerdings wird für die Herstellung dieser Produkte durchaus ein hoher Preis bezahlt, nur nicht von uns. Die Arbeiterinnen in den indischen Fabriken zahlen diesen.
Indien ist ein Knotenpunkt der globalen Textilindustrie. 35 Millionen Arbeiter, davon 90% Frauen, spinnen und weben Textilstücke.
Viele von ihnen sind unter 18, werden von ihren Familien getrennt und schlafen mit zwanzig anderen auf dem Boden, in trostlosen Räumen. Nicht selten sehen diese jungen Frauen mehrere Tage lang kein Sonnenlicht. Sie arbeiten durch und machen eine Nachtschicht nach der anderen. Ungeschützt vor dem Baumwollstaub leiden viele an Haut- und Atemwegserkrankungen. Frauen über 35 trifft man keine in den Fabriken - so lange halten sie nicht durch. Für diese harte Arbeit bekommen sie Ende Monat einen Hungerlohn, oft wird pro Stunde weniger als 10 Rappen ausbezahlt.
Wo liegt das Problem?
In Indien gibt es keine Gesetze bezüglich Mindestlohn, Sozialleistungen oder Überstunden. Zudem stammen die Arbeiterinnen aus armen Familien, in denen Bildung ein Fremdwort ist. Viele können nicht lesen oder schreiben und trauen sich gar nicht, sich zu wehren.
Zwischen den verschiedenen Unternehmen herrscht ein ständiger Kampf, wer am billigsten produzieren kann. Solange die Nachfrage nach der „Fast Fashion“ weiter steigt, werden auch die Produzenten nicht aufhören, Menschen und Umwelt auszubeuten. Gar keine Kleidung aus Ländern wie Indien, China, Korea, oder Taiwan zu kaufen ist allerdings auch keine Lösung. Viele der Familien sind auf die Jobs der Textilindustrie angewiesen.
Sind Konsumenten bereit, mehr Geld für ihre Ware zu zahlen und nur solche Firmen zu unterstützen, welche unter fairen Bedingungen produzieren lassen, kann den Menschen geholfen werden.
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