Eleganz zu einem hohen Preis

Eleganz zu einem hohen Preis

Vom Ei zur Raupe, über die Puppe bis hin zum Nachtfalter. Eigentlich würde auch der Seidenspinner diese Metamorphose durchleben - soweit kommt es allerdings nicht.

Seide ist eine aus Proteinen bestehende tierische Faser. Textilien aus Seide gelten als besonders elegant und werden immer noch als Luxusprodukte angesehen. Da sie mit all den Proteinen sehr unserer Haut ähnelt, ist Seide hautfreundlich. Im Sommer kühlt und im Winter wärmt der Seidenstoff.

Die Produktion

Schon vor vielen Jahren wurde Seide hauptsächlich in China hergestellt und über die bekannte Seidenstrasse bis nach Europa verteilt. Auch heute stammt die meiste Seide aus China, andere Länder wie Indien und Japan erbringen nur einen kleinen Teil der weltweiten Exporte.

Um Seide wirtschaftlich nutzen zu können, wurde die Seidenraupe in China domestiziert. Aus dieser Züchtung entstand der Maulbeerspinner (Bombix mori), der sich ausschliesslich von Maulbeerblättern ernährt. Durch die jahrelange Züchtung wurden die Tiere krankheitsanfälliger und könnten heute in der freien Wildbahn nicht mehr überleben. Damit die Tiere besser zu kontrollieren sind, wurde ihnen die Flugfähigkeit weggezüchtet. Neben den Maulbeerspinnern gibt es noch die Eichenspinner, diese kommen vor allem in Japan vor.

Drüsen im Maul des Seidenspinners produzieren die beliebte Seide. Das Tier umwickelt sich mit dieser und hüllt sich so in seinen Kokon. Normalerweise würde der Falter nach seiner Metamorphose den Kokon durchbeissen und schlüpfen. Bei den Seidenspinnern kommt es allerdings nicht dazu. Die eingesponnenen Larven werden vor dem Schlüpfen mit heissem Wasser oder heisser Luft getötet. Anschliessend werden die Kokons in ein heisses Wasserbad gelegt, damit sich der Klebstoff, der die Seidenfäden zusammenhält, löst. Danach kann der Faden abgewickelt werden und ist bereit für die Weiterverarbeitung. Die toten Tiere werden als Abfall entsorgt oder in manchen Fällen zur Verspeisung angeboten.

Tierquälerei statt Eleganz

Es wird also deutlich, dass Seide ein Produkt der Tierquälerei ist. Die Tiere werden lebendig in ihrem eigenen Kokon gegart. Einige von ihnen dürfen schlüpfen, um sich später fortzupflanzen. Die Zahl der getöteten Seidenspinner ist gross, bedenkt man, dass für 250 Gramm Seide rund 3000 Kokons benötigt werden. Im Vergleich mit anderen Textilien schneidet Seide schlecht ab - sie macht nur 0,2% aller verarbeiteten Textilfasern aus. Trotzdem müssen jährlich rund 2,8 Billionen Puppen sterben.

Ausser der Verursachung von Tierleid verschwendet die Seidenindustrie auch  Ressourcen und hat negative Einflüsse auf das Ökosystem. Um die grosse Menge an Tieren zu ernähren, braucht es sehr viele Maulbeerbäume. Diese brauchen Unmengen an Wasser und werden mit Pestiziden behandelt. Andere Insekten, die ebenfalls Maulbeerblätter essen, werden getötet und die giftigen Stoffe gelangen in den Boden und unsere Gewässer.

Umwelt- und tierfreundliche Alternativen

Wer nicht auf die glänzende Optik der Seide verzichten will, findet in der Pflanzenwelt gute Alternativen. Kapok-, Agavenfasern oder Sojaseide lassen sich zu zarten Stoffen verarbeiten. Durch biotechnologische Verfahren lassen sich sogar die Seidenproteine imitieren. Dazu wird aus Hefezellen oder Bakterien das Seidengarn nachgeformt. Dieser Stoff ist schliesslich nicht nur für die Textilindustrie geeignet, sondern auch für medizinische Zwecke. Ausserdem gibt es Bio-Seide die auf das Töten der Tiere verzichtet. Bei dieser Seide werden den Kokons Schlupflöcher verpasst: So können die Falter schlüpfen, ohne den Kokon zu zerbeissen und die wertvolle Seide zu zerstören.

Bio-Seide

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