In Zeiten global knapper werdender Ressourcen und steigender Klimagas-Emissionen ist der Wandel der Mobilität in Richtung erneuerbarer Energien dringend voranzutreiben. Strategien wie die Förderung des Langsamverkehrs und die Rückbesinnung auf kleinere Aktionsradien werden das wachsende Verkehrsaufkommen allem Anschein nach mittelfristig nicht hinreichend umweltentlastend eindämmen können. Deshalb sind Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität sowie auch Biokraftstoffe als Alternative zur Nutzung fossiler Treibstoffe im Verkehr grundsätzlich sehr zu begrüssen. Jedoch ist gerade der Bio-Sprit sehr umstritten, und verschiedene Umweltverbände fordern eine „Kehrtwende in der Biospritpolitik“ (Greenpeace), eine „Nachdenkpause beim konfliktbesetzten Thema Agrosprit“ (WWF) oder gar einen „Ausstieg statt Aufschub“ (Naturfreunde Österreich).
Die Kritik am Bio-Sprit ist berechtigt, denn der Traum einer klimafreundlichen Mobilität wird durch diesen vorerst nicht verwirklicht. Verantwortlich dafür sind vor allem ernährungspolitische, aber auch ökologische Kollateralschäden im Zuge seiner Herstellung. Für die Gewinnung von Biokraftstoffen werden grosse Mengen an Getreide wie Raps, Mais, Soja oder Palmöl benötigt. Das erfordert riesige Anbauflächen, die natürliche Landschaften zerstören und eine energieaufwendige Bewirtschaftung notwendig machen. Vor allem aber konkurrenzieren die Anbauflächen der Treibstoffproduktion jene der Nahrungs- und Futtermittelproduktion.
Die Herstellung von Bio-Treibstoffen verschlingt enorme Mengen an energetischen, landschaftlichen und landwirtschaftlichen Ressourcen, die besser für die Nahrungsmittelproduktion eingesetzt würden.
„Teller statt Tank“ heisst deshalb das Credo von Umweltschützern. Eine Studie der Menschenrechtsorganisation Oxfam schätzt, dass jährlich 127 Millionen Menschen ernährt werden könnten, würde das Land, das für die Bio-Sprit-Produktion in Europa benötigt wird, stattdessen für den Anbau von Getreide und Mais genutzt werden.
Zur wachsenden Kritik an der Nutzung von Ackerflächen für Bio-Kraftstoffe haben massgeblich die Dürre in den USA und anderen Teilen der Welt und die dadurch mit verursachte Nahrungsmittelknappheit beigetragen.
Die einzig vertretbare Methode zur Herstellung von Bio-Treibstoffen wäre jene der Weiterverwertung biologischer Abfälle aus der Landwirtschaft. Stroh, Gülle oder Mist, Pflanzenreste oder Kompost könnten zu Treibstoffen verarbeitet werden, ohne sich zu Lasten von Anbauflächen und Nahrungsmittelpreisen auszuwirken. Jedoch steht die Verarbeitung zu Bio-Sprit anderen bewährten energetischen Nutzformen der Biomasse in der Heiztechnik oder der Stromerzeugung gegenüber. Das Ausmass, in dem das Energiebedürfnis im Bereich Mobilität mit Biotreibstoffen abgedeckt werden kann, dürfte sich deshalb in Grenzen halten.
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